Tag 17|Day 17
Nähmaterialien für eine Auszubildende in Benin|Sewing material for a seamstress trainee in Benin

Voll in Mode: vom Marktmädchen zur Schneiderin|The latest fashion: from market girl to dressmaker Voll in Mode: vom Marktmädchen zur Schneiderin|The latest fashion: from market girl to dressmaker

Berufsausbildung und psychosoziale Begleitung für Mädchen in Benin|Vocational training and psychosocial support for girls in Benin

Als Angélique Kidjo 1960 geboren wurde, hieß das westafrikanische Land, in dem ihre Familie lebte, noch Dahomey. Seitdem ist viel passiert: Dahomey wurde unabhängig von der Kolonialmacht Frankreich, änderte seinen Namen in Benin und verbot als erstes afrikanisches Land offiziell die Beschneidung von Mädchen. Auch im Leben von Angélique Kidjo passierte viel: Sie studierte Musik in Frankreich, veröffentlichte ein Dutzend Alben und wurde zweimal mit dem Grammy für das beste Weltmusikalbum ausgezeichnet. Heute zählt die Sängerin zu den bekanntesten Vertreter/innen der Weltmusik. Wie überall auf der Welt träumen auch viele junge Mädchen in Benin von einer solchen Karriere. Die Realität für sie sieht jedoch anders aus. Weniger als die Hälfte der Kinder kann zur Schule gehen. 70 Prozent aller Mädchen im Alter zwischen fünf und 14 Jahren müssen arbeiten, anstatt Lesen und Schreiben zu lernen. Eine dieser jungen Frauen ist Reine Noutaï. Die 20-Jährige ist Halbwaise und lebt bei ihrem Bruder in Cotonou, der größten Stadt Benins. Ihr Vater ist gestorben, ihre Mutter wohnt in einem weit entfernten Dorf. Jeden Montag und Donnerstag besucht sie die Schule auf dem Markt von Midogbò, die Oxfams Partner ASSOVIE für die Mädchen, die hier arbeiten, eingerichtet hat. Parallel macht Reine eine Ausbildung in der Schneiderei „Jerusalem“. Als sie zu ASSOVIE kam, war sie sehr verängstigt und in schlechter körperlicher Verfassung. Heute ist Reine die beste Zuschneiderin bei der Schneidermeisterin Frau Metonou.|When Angélique Kidjo was born in 1960, the West African country where her family lived was still called Dahomey. A lot has happened since then: Dahomey gained independence from its colonial master France, changed its name to Benin and was the first African country to outlaw female circumcision. Much has also happened in Angélique Kidjo's life: She studied music in France, recorded a dozen albums and won two Grammies for the best world music album. Today she is one of the most prominent figures in world music. As anywhere in the world, many young girls in Benin also wish they could have a career like that. However, the reality is often very different: less than half of all children can go to school. 70 % of girls between age 5 and 14 have to work instead of learning to read and write. One of these young women is Reine Noutaï. The 20-year-old half orphan lives with her brother in Cotonou, the largest city of Benin. Her father died and her mother lives in a far-away village. On Mondays and Thursdays she attends the school on Midogbò market that ASSOVIE, a partner organisation of Oxfam, has set up for the girls who work there. At the same time she receives vocational training at the dressmaker's shop "Jerusalem". When she came to ASSOVIE, she was very anxious and in bad physical shape. Today Reine is master dressmaker Ms. Metonou's best cutter.

Necessity

 

Eine Ausbildung für Mädchen, die sonst kaum Chancen auf eine bessere Zukunft haben.|Vocational training for girls who otherwise have little hope for a better future.

Activity

 

Oxfams Partner vermittelt Mädchen in bewährte Schneiderbetriebe und begleitet ihre Ausbildung.|Oxfam's partner organisation places girls with established dressmakers and supervises their training.

Countable effort

 

Die Ausbildung für 15 Mädchen des Jahrgangs 2016 hat begonnen. Benötigte Materialien wurden beschafft und verteilt.|The training course of 2016 for 15 girls has already started. The necessary materials have been acquired and distributed.

Result

 

Nach 3 Jahren haben 45 Mädchen eine jeweils dreijährige Berufsausbildung abgeschlossen. Aufklärungsarbeit über Kinderrechte wurde geleistet.|After 3 years, 45 girls have finished a 3-year training course. There has been awareness-raising on children's rights.

Systemic effect

 

Die Mädchen konnten sich durch die Ausbildung eine eigene Existenz aufbauen. Eine Änderung von Bewusstsein und Praktiken zu Kinderrechten hat begonnen.|As a result of their training, the girls were able to build a livelihood for themselves. The awareness and practices concerning children's rights have begun to change.

Background

In Benin in Westafrika lebt fast jede/r zweite der rund 10 Millionen EinwohnerInnen von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag und damit per Definition in extremer Armut. Vor allem in den ländlichen Regionen ist die Situation der Menschen dramatisch. Viele Eltern schicken deshalb ihre Töchter in der Hoffnung auf bessere Ausbildungschancen zu fremden Familien in die Großstädte. Aber anstatt die ersehnte Ausbildung zu erhalten, müssen sie Haushaltsarbeiten verrichten und auf den Märkten ihren Unterhalt verdienen. In Benin nennt man sie „Vidomègon“ (dt.: „weggegebene Kinder“), offizielle Regierungsstellen schätzen ihre Zahl auf über 100.000 (Bancroft-Hinchey, 2013). Die Folge dieser und anderer traditioneller Praktiken wie bspw. Zwangsheirat, ist, dass zwei Drittel der Kinder im schulpflichtigen Alter ungelernt arbeiten, anstatt Lesen und Schreiben zu lernen (BIT, INSAE 2009).

Insgesamt 95 % der Berufstätigen in Benin arbeitet im informellen Sektor, bspw. als KleinhändlerInnen oder Haushaltshilfen. Angebote für formale Berufsausbildung sind rar. Das führt dazu, dass es in Benin nur wenige gut ausgebildete Werktätige oder HandwerkerInnen, dafür aber viele ungelernte ArbeiterInnen gibt.|In Benin in West Africa almost half of the approximately 10 million inhabitants live on less than 1.25 US dollars a day, which is how extreme poverty is defined. The situation is especially dire in rural areas. In the hope that they will find better opportunities for vocational training there, many families send their daughters to live with total strangers in the big cities. But instead of finding what they hoped for, they have to do household chores and earn their keep by working at the market. In Benin they are known as “Vidomègon” (“abandoned children”), and authorities estimate that there are more than 100.000 of them (Bancroft-Hinchey, 2013). The result of this and other traditional practices, such as forced marriage, is that two thirds of all school age children are involved in casual labor rather than learning to read and write (BIT, INSAE 2009).

95% of Benin’s total workforce is involved in the informal economy, e.g. as small traders or domestic aids. Opportunities for formal vocational training are rare. As a result, there are only very few fully trained workers or craftspeople. Most are unskilled laborers.

The good deed

Die lokale Organisation ASSOVIE, mit der Oxfam seit 2009 zusammenarbeitet, gibt Jugendlichen eine Perspektive, finanziert eine Berufsausbildung und gibt Starthilfe, damit sie sich eine eigene Existenz aufbauen können, z.B. als Schneiderin. Mit dem Projekt will Oxfam dazu beitragen, dass insbesondere Frauen durch eine fundierte Ausbildung die Chance erhalten, sich eine eigene Existenz aufzubauen, um sich aus der Armut zu befreien. ASSOVIE unterstützt aber nicht nur einzelne Mädchen. Die Mitarbeiterinnen der Organisation klären über Kinderrechte auf und versuchen, Gastfamilien, Markthändlerinnen, aber auch einflussreiche Persönlichkeiten in den Gemeinden und Städten für das Problem zu sensibilisieren, um langfristig einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft Benins zu bewirken. Das Projekt zielt auf nachhaltige Veränderungen, die dazu führen, dass junge Mädchen nicht mehr von ihren Eltern in eine ungewisse Zukunft geschickt werden.|ASSOVIE is a local organisation, with whom Oxfam has been cooperating since 2009. It gives young people a prospect for a better life, pays for vocational trainings and supports them in building a life of their own, for example as a dressmaker. With this project, Oxfam wants to especially give women better opportunities to build up a livelihood for themselves by getting a well-grounded education. But ASSOVIE not only supports individual girls. Their staff also provide information on children's rights and want to raise awareness of the issue among host families, market sellers, but also among prominent persons in the communities and city councils, in order to bring about a change in attitudes in Benin society. The project's aim is to bring about substantial change so that parents will no longer send their daughters off into an uncertain future.

Challenge

Zahlreiche Mädchen in dem Projekt haben Gewalt erlebt und sind traumatisiert. Durch die Erfahrung, als junges Mädchen in der Großstadt auf sich allein gestellt zu sein, sind viele stark verängstigt und voller Misstrauen. Psycholog/innen und Streetworker nehmen sich insbesondere dieser Kinder an. Auf gesellschaftlicher Ebene überdauern Praktiken wie Zwangsverheiratung, weibliche Genitalverstümmelung und das Weggeben von Mädchen zu fremden Familien in die Großstädte vor allem in ländlichen Regionen. Mit Informations- und Aufklärungsarbeit unter relevanten Gruppen, wie Gastfamilien oder einflussreichen Persönlichkeiten in Städten und Gemeinden, wirkt Oxfams Partner auf ein Umdenken hin.|A number of the girls involved with the project have experienced violence and are traumatized. As a result of being left to their own devices in the big city as young girls, many are deeply fearful and find it hard to trust anyone. Psychologists and street workers attend to these children very closely. At the society level, practices such as forced marriage, female genital mutilation or sending off girls to live with strangers in the big city still survive in rural areas. By disseminating information and raising awareness among relevant groups such as host families or prominent persons in the city councils and communities, Oxfam's partner organisation is working towards a new way of thinking.

Cotonou, Littoral, Benin|Cotonou, Littoral, Benin

AboutBenin|Benin

Porto-Novo|Porto-Novo

Porto-Novo|Porto-Novo

Capital

10 323 500|10 323 500

10 323 500|10 323 500

Number of inhabitants

822 USD|822 USD

822 USD|822 USD

Gross domestic product per capita per year

165|165

165|165

Human Development Index

Die Fläche von Benin beträgt nur ein Drittel von Deutschland. Trotz der geringen Größe werden dort neben der Amtssprache Französisch 53 weitere Sprachen gezählt.|The surface area of Benin is only a third of Germany's. Despite its small size, there are 53 other languages beyond the official French.

About the organization and further information

Association

Oxfam Deutschland e.V.|Oxfam Deutschland e.V.

Initiative Transparente Zivilgesellschaft, DZI-Spendensiegel, VENRO-Verhaltenskodex|Transparency International, DZI Seal-of-Approval, VENRO Code of Conduct

Further information and source